Was ist Autismus?
Autismus ist weder eine Krankheit noch eine Behinderung, sondern eine Art der Wahrnehmung welche die Interaktion in Beziehungen erschwert und häufig mit einer neurologischen Überforderung einhergeht. Autistische Kinder haben Probleme, mit den Menschen um sie herum in Beziehung zu treten. Die meisten ihrer sogenannten Verhaltensauffälligkeiten entspringen diesem Beziehungsdefizit. Toms Spielraumprogamm ist daher eine Art Beziehungstraining. Tom darf im Spielraum sein, wie er ist, machen, wozu er Lust hat und bestimmen, wie und ob gespielt wird. Wir erwachsenen Spielpartner sind da, um einen Wohlfühlort zu gestalten, ihn anzunehmen, jede Form seiner Hinwendung anzuerkennen und ihn im Spiel zu inspirieren. Aus der Freude an der gemeinsamen Aktivität, lernt Tom, Blickkontakt zu halten, mit uns zu reden und aus freien Stücken mit uns in Beziehung zu treten, weil er es selbst möchte.
Woher kommt die Idee des Spielraums?
Wir nutzen die Methoden des Spielraum-Programms von „AuJA – Autismus akzeptieren und handeln“. Es ist eine von Eltern für ihr Kind gestaltete Förderprogramm und basiert auf dem „Son-Rise-Programm“, das in den USA schon seit vielen Jahren etabliert ist. Für weitere Informationen verweisen wir auf die folgenden Webseiten:
Link AuJA
Link Son-Rise
Warum ein reizarmer Spielraum?
Kinder mit Autismus werden in Alltagssituationen häufig sensorisch überstimuliert und leiden permanent unter Stress. Tom empfindet die Welt als laut, chaotisch und unberechenbar. Deswegen ist es wichtig, für ihn eine besondere Lernumgebung zu schaffen, den reizarmen Spielraum. Hier, im Spielraum, hinter geschlossenen Türen, bleiben alle Aufregungen der Außenwelt ausgeschlossen und Tom kann sich auf sein Gegenüber einlassen.
Wie sieht der Spielraum aus?
Unser Spielraum ist ein Zimmer in unserer Wohnung, das möglichst wenig Ablenkung bietet. Es gibt keine Dekoration an den Wänden, wenig Möbel und ein Regal mit ausgewählten Spielsachen.
Wer spielt mit?
Wer mit Tom in den Spielraum möchte, braucht im Grunde keine besonderen Vorkenntnisse. Entscheidend ist die Einstellung: Offen, fröhlich und liebevoll. Unser Team besteht aus Helfern und Freiwilligen die erleben, wie sie durch das Programm zu einer positiven Veränderung in Toms Leben beitragen können. Mit unserem Spielraum-Team treffen wir uns in regelmäßigen Abständen, um uns über die Methoden und Toms Fortschritte auszutauschen. Wir geben unseren Spielraumspielern in regelmäßigen Abständen Feedback und bilden sie (und auch uns selbst) kontinuierlich in den Techniken des Spielraumprogramms weiter. Die konkreten Ziele und Methoden passen sich immer an Toms Entwicklungsstand an. Bei jedem neuen Spieler begleiten wir den Einstieg bis er/sie eine vertrauensvolle Beziehung zu Tom aufgebaut hat, die Einstellung gereift ist und die Grundlagen des Programms sitzen.
Wie wird gespielt?
In erster Linie geht es darum, im Spiel eine vertrauensvolle Beziehung zu Tom aufzubauen. Jedem Wunsch, jedem Spielvorschlag, jedem Bedürfnis von Tom wird mit einem enthusiastischen „Auja“ begegnet. Dabei kann alles, jeder Gedanke, jede Fantasie, jeder Gegenstand zu einem Spiel werden. Im fröhlichen Zusammenspiel sind der Kreativität der beiden Spieler keine Grenzen gesetzt. Der Erwachsene befindet sich pro Spielsession jeweils zwischen ein bis drei Stunden mit Tom im Spielraum und kommt mindestens einmal in der Woche zu uns.
Was sind die Ziele des Spielraumprogramms?
Unser wichtigstes Ziel ist es, Tom im Hier und Jetzt so anzunehmen und zu lieben, wie er ist. Im Spiel legen wir den Fokus auf die Entwicklung der sozialen Fähigkeiten, indem wir Augenkotakt, nonverbale Kommunikation, Sprache, interaktive Aufmerksamkeitspanne und Flexibilität feiern und üben. Toms Spielraumprogramm ist auf mehrere Jahre angelegt. In den vergangenen Monaten hat er uns schon mit erstaunlichen Fortschritten überrascht – sein Entwicklungspotential für die Zukunft kennt keine Grenzen. Damit sich der Horizont für Tom immer weiter öffnet, dürfen wir allerdings keine Zeit verlieren. Wir müssen jetzt handeln und dabei brauchen wir Hilfe.
So kannst du helfen
Es gibt viele Möglichkeiten, wie du uns unterstützen kannst: Geld spenden hilft uns, das Programm am Laufen zu halten und unser Team zu finanzieren. Wir sind für jeden Betrag dankbar. Mitspielen und selbst ein Teil des Teams zu werden, ist auch eine tolle Möglichkeit. Darüber hinaus kannst du ganz einfach helfen, das AuJA-/ bzw. das Son-Rise-Spielraumprogramm besser bekannt zu machen. Sprich darüber mit allen, die es betreffen könnte: Mit Eltern von Autisten, mit Erziehern, mit Lehrern und mit allen anderen, die mit Autisten leben oder arbeiten. Wir wünschen uns, dass dieses Programm, dem ein tiefes Verständnis und liebevolle Zuwendung zu Grunde liegen, in Zukunft noch mehr Menschen hilft.